Die technischen Revolutionen in der Sequenzierung und Rekonstruktion alter DNA haben dem Feld der Archäogenetik einen lang erhofften Aufschwung gegeben. Immer öfter wagen sich Genetiker nun auch in den kurzen Zeitraum der Menschheitsgeschichte, der lange von Historikern reklamiert wurde. „Wie Barbaren rütteln sie nun an den Toren der Geschichtswissenschaft“, heißt es etwa in einem Nature-Editorial. Und wie so manche Belagerte verschanzen sich auch viele unvorbereitete Historiker hinter den Mauern ihrer Disziplin und hoffen, dass die Gefahr einfach vorüberzieht.
Das Aufeinandertreffen der zwei Fächer, das zu Beginn von zahlreichen Missverständnissen gekennzeichnet war, jedoch auch hochinnovative Kooperationsprojekte hervorgebracht hat, ist nicht nur für die betreffenden Fächer relevant, für die die Auseinandersetzung auch eine Reflexion der eigenen Fachidentitäten bedeutete. Es kann ebenso als spannende Fallstudie für Hindernisse und Chancen transdisziplinärer Arbeit und die Kritik der Dichotomie von Geistes- und Naturwissenschaften dienen.
Vortrag von Samuel Bauer.
Zeit: 04. 07. 2024 um 20:00
Ort: Online-Event